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Der Deutsche Postsport ist mit seiner Geburt im Jahre 1924 eine relativ junge sportliche Organisation. Interessant zu wissen, dass der Berliner Oberbürgermeister Gustav Böß das Samenkorn Postsportvereine zum Keimen brachte. Von ihm kam der Gedanke eines sportlichen Wettkampfes. Unter dem Namen „Große Industriestaffel“ wurden Kämpfer um den goldenen Kranz der Stadt Berlin gesucht. Diese gemischte Staffel bestand aus Kurz-, Mittel-, Langstreckenläufern, Schwimmern, Ruderern und Radfahrern. Es erging auch die Bitte an die Berliner Postverwaltung, sich an dieser Veranstaltung zu beteiligen. Sportbegeisterte Männer fanden sich. Ein Präsident der Oberpostdirektion mit Herz für Sport genehmigte nicht nur die Teilnahme, sondern verfügte die Übernahme der Kosten für Verpflegung, Transport der Sportgeräte und der vier Staffeln mit je 20 Teilnehmern und erteilte dazu noch allen Teilnehmern fünf Tage Dienstbefreiung.
Im ersten wirklichen Friedensjahr nach dem 1. Weltkrieg eine Maßnahme mit unglaublicher Wirkung. Die Jahre von 1918 bis 1923 waren geprägt von Hunger, Not und Inflation. von 37 beteiligten Staffel wurden der 1., 5., 6. und 10. Platz belegt.
Die Begeisterung war so gewaltig das 300 Interessenten am 26. September 1924 im Posthörsaal Artilleriestraße den Postsportverein Berlin mit seinen neun Abteilungen gründeten.
Das Ziel, durch Sport einen Beitrag zur Gesunderhaltung des Postpersonals zu leisten, wurde schnell erkannt. Eine Welle der Vereinsgründungen setzte ein. Bis Ende 1932 waren es 105 eingetragene Postsportvereine mit 100 000 Mitgliedern.
Der Postsportverein Leipzig zählt mit seiner Gründung im Jahr 1926 zu den frühen Geburten. Kein Wunder, war Leipzig doch schon seit jeher eine sportbegeisterte Stadt. Eine Urkunde als historischer Zeuge des Deutschen Schwimmverbandes vom 11. Mai 1930 bestätigte den Postsportverein Leipzig als Sieger im Figurenliegen. Aus heutiger Sicht betrachtet hat eine Urkunde des gleichen Verbandes vom 11. März 1936 eine ganz andere Aussagekraft. Hier wird dem Postsportverein Leipzig anlässlich eines Postvergleichs – Schwimmens Dank und Anerkennung für die geleistete Breitenarbeit ausgesprochen. Von Eichenlaub umrankt steht auf diesem Papier: „DER DEUTSCHEN JUGEND WOLLEN WIR UNS WEIHEN - DIE KÄMPFT BIS DAS SIE SIEGEN KANN - AUS HARTER SCHULE WÄCHST AUS UNSREN REIHEN - ZUM LICHT EMPOR DER DEUTSCHE MANN“. Zu diesem Zeitpunkt wussten deutsche Sportler noch nicht, wozu sie benutzt werden sollten!
Beispielhaft könnte für den Berliner Oberbürgermeister Gustav Böß der 22.Juli 1922 gewesen sein. An diesem Tag wurde in Leipzig das 1. Deutsche Arbeiter Turn- und Sportfest mit 100 000 Teilnehmern eröffnet. Ein Beweis, wie wichtig und nützlich der Breitensport schon in den 20er Jahren war.
Schon am 27. Januar 1927 fanden sich 12.000 Mitglieder aus 22 Vereinen im Berliner Poststadion zur Gründungsversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Postsportvereine (APV) ein. Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft war u.a. die Öffnung der Vereine für jedermann, Anschluss an Sportfachverbände, und Förderung des Jugendsports.
Die Zeit von 1933 wurde zur zwangsweisen Eingliederung des Sports in den „Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen“. Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Tätigkeit der Postsportvereine in eine Postsportbewegung umfunktioniert. Viele Sportler ließen sich nicht für die angedachten Ziele missbrauchen. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges war auch nicht mehr an Postsport zu denken. Das persönliche Überleben hatte Vorrang. Die Siegermächte gestatteten keine Vereinsbildung und trotzdem fanden sich Mitglieder der Postsportvereine, die ihre Idee vom Postsport weiterleben lassen wollten. Am 18. und 19.Januar 1950 wurde die APV in der Postschule Dachau bei München wieder gegründet und stellte eine Resolution an den Deutschen Sportbund zur allgemeinen Zulassung der Postsportvereine unter ihrem Namen.
Der Postsportverein Leipzig gründete sich bereits am 1. April 1949 unter dem Namen BSG Post Leipzig. Als Betriebssportgemeinschaft waren wir laut Satzung offen für jedermann. Wie überall in Deutschland hatten die Menschen Sehnsucht nach Geselligkeit, waren auf der Suche nach Sportfreundschaften früherer Jahre. Aus Tränen der Trauer wurden, auch Dank des Vereinslebens, Freudentränen. So begann mit 180 Mitgliedern wieder das sportliche Leben in den Abteilungen Schwimmen, Fußball, Boxen, Handball, Kegeln, Leichtathletik, Radsport, Gymnastik, Freizeit- und Erholungssport. Die Zahl der Mitglieder unserer Betriebssportgemeinschaft stieg auf 1200 an.
Von 1949 bis 1989 entwickelte sich das sportliche Leben ständig. Der Einstellung und Freude am Sport, den Zuwendungen des Staates und der staatlichen Betriebe aber auch die subventionierten Mitgliedsbeiträge waren eine solide Basis für sportliche Erfolge. Befragt man heute Zeitzeugen nach ihren Erinnerungen und Erfolgen in ihrem Postsportverein, so schwärmen sie regelrecht von Erlebnissen und Erfolgen.
Der Sport war eine echte Bereicherung der Lebensqualität. Die Geschichte hat es aber wieder bewiesen, dass die DDR den Sport zur Verwirklichung ihrer politischen Ziele benutzte.
9. November 1989 – und wieder wird ein Stück neue Geschichte geschrieben. Mit dem Fall der Mauer und Öffnung der Grenzen erlebt auch der Postsport eine neue Dimension. Aus der BSG Post SV Leipzig wird wieder der Postsportverein Leipzig e.V. Mit weiteren 57 Postsportvereinen aus den fünf neuen Bundesländern erklärten auch wir den Beitritt in die Arbeitsgemeinschaft der Postsportvereine.
Mit der Teilung der Post in drei selbständige Unternehmen im Jahr 1995 löste sich auch die Dachorganisation APV auf. Arbeitslosigkeit und Abwanderung, Bürokratisierung des Ehrenamtes und fehlende Gelder in öffentlichen Kassen sind derzeitig zusätzliche Probleme in der Vereinsarbeit. In zahlreichen Postsportvereinen Deutschlands setzte eine Welle der Ausgliederung ein. Unsere starke Abteilung Schwimmen gründete in Leipzig den Postschwimmverein. Die Fußballabteilung folgte diesem Trend im Jahr 2004 und spielt selbständig unter dem Namen Postspielverein. Die verbleibenden Abteilungen tragen weiterhin den Namen Postsportverein Leipzig und hoffen auf ihre Unterstützung der zur Zeit über 350 Mitglieder.
Thomas Paulke